Die mittelalterliche Wehranlage Turmbauerkogel bei Eibiswald war die erste Motte in der Steiermark, die – vor etwas mehr als 50 Jahren – nach modernen archäologischen Gesichtspunkten untersucht wurde.
Sie liegt auf halber Strecke zwischen dem oberen Saggautal und dem Radlberg unweit der Grenze zur Untersteiermark/zu Slowenien, an einem wichtigen regionalen Verkehrsweg in das mittlere Drautal, und befand sich im Besitz landesfürstlicher Dienstmannen. Das vorwiegend keramische Fundmaterial stammt größtenteils aus dem 13. und 14. Jahrhundert.
Die Wehranlage Turmbauerkogel liegt auf halber Strecke zwischen dem oberen Saggautal und dem 669 m hohen Radlberg, also an einem wichtigen regionalen Verkehrsweg in das mittlere Drautal. Sie besitzt eindrucksvolle Dimensionen und erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über eine Länge von fast 450 m. Die Anlage ist aber kaum 50 m breit, sodass ein lang gezogenes, gestrecktes Erscheinungsbild entsteht. Nord- bzw. Südabschluss der Anlage bilden die beiden durch Wall und Graben verstärkten Motten Turmbauerkogel 1 (Nordmotte) und Turmbauerkogel 2 (Südmotte).
Turmbauerkogel 1
Der Turmbauerkogel 1 (490 m ü. A.) besteht in seinem Kern aus einem zirka 5 m hohen Mottenhügel (Plateaugröße 15 x 20 m), deren Westbereich rezente Störungen durch einen Fahrweg aufweist. An der West-, Ost- und Nordseite zieht sich ein 10 bis 14 m breites Plateau um den Hügel, das im Westbereich von einem Wall eingefasst wird. Weitere Wallreste sind nicht mehr erhalten, sie dürften entweder aberodiert oder zur Erleichterung der landwirtschaftlichen Nutzung abgeschoben worden sein. Im Südwestbereich ist der Wall von einem wohl später angelegten Fahrweg durchschnitten, dessen Fahrspur sich auf den Mottenhügel hinauf fortsetzt. Es ist unklar, ob dieser Weg dem ehemaligen Zugang in die Anlage entspricht.
Turmbauerkogel 2
Knapp 350 m südlich des Turmbauerkogels 1 befindet sich der Turmbauerkogel 2 (505 m ü. A.). Den Kern dieser Anlage bildet ein Mottenhügel (Plateaugröße 15 x 18 m), der heute noch knapp 4 m über den verfüllten, umlaufenden Graben herausragt. Ursprünglich bestand eine Höhendifferenz von fast 7 m. Der Graben trennt den Mottenhügel von einer durchgehenden Umwallung mit einem Durchmesser von über 40 m, die im steilen Ostbereich teilweise abgerutscht ist. Ein weiterer, im Süden vorgelagerter Graben ist zwar archäologisch nachgewiesen, im Gelände aber nicht mehr zu erkennen. Auf dem Turmbauerkogel 2 stand vermutlich ein steinerner Turm, auf dem Turmbauerkogel 1 wahrscheinlich ein Holzturm mit steinernem Fundament. Beiden Mottenhügeln ist im Südbereich ein rund 30 x 15 m großes flaches, abgesetztes Areal vorgelagert, in dem sich die eigentliche Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden befand. Der zwischen den beiden Motten liegende, nach Norden hin sanft abfallende Bereich, der heute durch landwirtschaftliche Nutzflächen und das Gehöft Turmbauer geprägt wird, könnte ebenfalls einen ausgedehnten Vorburgbereich dargestellt haben, jedoch fehlt hierfür der archäologische Nachweis.
Die erste Motte der Steiermark
1954 legte Landesarchäologe Walter Modrijan vom Joanneum auf den beiden Turmbauerkogeln zwei Suchschnitte an, die einiges an Keramikmaterial zutage brachten. Diese Unternehmung bildete den Anstoß für die erste moderne archäologische Erforschung einer Motte in der Steiermark überhaupt. Zentrum der Grabungstätigkeiten des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien war 1968 Turmbauerkogel 2. Das keramische Fundgut aus den beiden archäologischen Ausgrabungen zeigt eine zeitliche Streuung vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, wobei das 13. und 14. Jahrhundert am häufigsten vertreten sind. Tierknochen stammen von Huhn, Rind, Schaf und Schwein. Drei Eisenschlüssel, ein Gabelbolzeneisen für eine Armbrust (Streufund, 15./16. Jahrhundert), geschmiedete Eisennägel, eine Eisenklammer und eine steinerne Kanonenkogel ergänzen das Fundspektrum.
Im Dienste des Landesfürsten
Von der historischen Forschung wird die Anlage Dienstmannen zugewiesen, die im Raum der heutigen Marktgemeinde Eibiswald, dem Zentralort im oberen Saggautal, ein landesfürstliches Amt und Landgericht innehatten. Amt und Landgericht in Eibiswald gehen aus einer Urkunde von 1265 hervor („officium et iudicium provinciale circa Ybanswalde“), die gleichzeitig das erste Zeugnis für den Namen Eibiswald liefert. Mit großer Wahrscheinlichkeit war die Wehranlage Turmbauerkogel der Sitz des für den Markt namengebenden – in den historischen Quellen zu Eibiswald allerdings nicht fassbaren – Ritters Iwein. Unklar ist, ob sich die Nachricht vom „hovs ze Ibanswalde“ von 1294 noch auf die Anlage Turmbauerkogel bezieht oder auf die später zum Schloss ausgebaute Burg nahe des neu errichteten oberen Marktes Eibiswald. Die Vermutung liegt nahe, dass die Verlegung der Burg mit der Erweiterung oder Neuanlage des Marktes in Verbindung zu bringen ist. Allerdings belegen die Fundobjekte vom Turmbauerkogel eine Nutzung der älteren Anlage noch bis in das 15. Jahrhundert. Im heutigen Gehöft Turmbauer, wohl der ehemalige Meierhof, ist der Nachfolger der einstigen Burganlage zu sehen.
Text: Mag. Dr. Christoph Gutjahr