Kategorie: Burg

Ruine Spangstein (Ahnherrenschloss, Schwanberg)

Die Burgruine Spangstein, auch als Ahnherrenschloss bekannt, ist die Ruine einer Höhenburg im Stullneggraben, etwa fünf Kilometer nordwestlich von Schwanberg gelegen. Von der einst mächtigen Burg ist lediglich ein Mauerrest erhalten, der als Torturm interpretiert wird. Die Burg lag auf einer 570 m ü. A. liegenden Felsrippe, die von Westen in das Tal des Stullneggbaches vorstößt und großteils von Felsabbrüchen und Steilhängen umgeben ist. Gegen Westen war die Burg durch einen Graben abgegrenzt. Die östlich des Grabens sichtbare, rund 1,5 Meter dicke Steinmauer stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert.

Spangstein gehörte zu einer Reihe von Burgen und befestigten Plätzen in der Gegend rund um Schwanberg, die wichtige Saumstraßen und Übergänge über die Koralm nach Kärnten zu schützen hatten. Die Burg ist Schauplatz einer grausamen Sage, in welcher eine Tochter des Burgherrn von ihrem Vater getötet wird, weil sie eine Zweckheirat ablehnt. Die gegenwärtige Ruine wird seit Mitte des 19. Jh. auch „Ahnherrenschloss“ genannt. Es handelt sich hier um eine Verfälschung des Flurnamens „Au“ unweit des Gasthauses Stegweber. Diese Flur – es handelte sich um Wiesen und Weiden – war im Besitz der Herren von Spangstein und ihrer Rechtsnachfolger; die Ruine müsste demnach richtig „Au-herrenschloss“ heißen.

Nachdem Kaiser Heinrich III. im Jahr 1056 einen Großteil der heutigen Gemeinde Schwanberg seinem Grundherren Eppo entzogen und dem Bischof von Brixen übergeben hatte, schenkte 1070 Waltfrid, ein Verwandter des Eppo, das Gebiet zwischen der Sulm und der Stullnegg ebenfalls dem Bischof von Brixen. Dieser belehnte das Adelsgeschlecht der Pettauer mit Schwanberg und Mainsdorf. Die Pettauer überließen das Gebiet den Spangsteinern, einer ihrer Dienstmannenfamilien, die vermutlich Mitte des 13. Jh. auf einem Felssporn im Stullnegggraben eine Straßensperre errichteten, die später zur Burg ausgebaut wurde. Der erste urkundlich nachweisbare Angehörige dieser Familie ist der 1255 erwähnte Erchengar de Spangesteyn. Die Spangsteiner erlebten einen raschen Aufstieg und wurde zeitweise mit der Verwaltung der großen Herrschaft Schwanberg betraut.
Nach dem Aussterben der Pettauer im Jahr 1438 gingen die Herrschaft Schwanberg und die Festung Spangstein zusammen mit weiteren Gütern in den Besitz des steirischen Landesfürsten über. Die Spangsteiner erlebten einen weiteren bedeutenden Machtzuwachs und wurden zu Pflegern auf Schwanberg ernannt, verwalteten aber auch weitere Herrschaften, wie beispielsweise Eibiswald und Hohenmauthen. Sigismund von Spangstein übte im Zeitraum von 1492 bis 1497 sogar das Amt eines Verwesers in Graz aus.
Ende des 15. Jh. verpfändete Kaiser Friedrich III. die Herrschaft Schwanberg an die Spangsteiner, die spätestens zu diesem Zeitpunkt ihren Stammsitz im Stullnegggraben aufgaben; ab 1555 wird die Burg nur mehr als Ruine bezeichnet.

Es ist naheliegend, aber nicht gesichert, dass auch die Burg Spangstein von der Baumkircherfehde betroffen war, in deren Rahmen der Peuerlhof bei Schwanberg zerstört und vermutlich auch die Festung Schwanberg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Fest steht, dass die Familie Spangstein um 1525 große finanzielle Probleme hatte, da die alte Festung Schwanberg sich in desolatem Zustand befand und man sich auf Unterstützung durch den Kaiser nicht verlassen konnte. Möglicherweise lohnte es sich nicht mehr, die alte Festung Schwanberg zu renovieren, weshalb man diese aufgab und das Schloss Schwanberg neu errichtete.

Nach der Gegenreformation waren die zu den Protestanten konvertierten Spangsteiner gezwungen, in das protestantische Reichsgebiet auszuwandern; die Besitzungen Schwanberg und Spangstein fielen an die Familie der Galler, die mütterlicherseits mit den Spangsteinern verwandt waren. Im Jahr 1685 erwarb die Familie Trauttmansdorff die Ruine Spangstein, verkaufte sie aber schon 1690 weiter an die Familie Saurau, die auch die Herrschaft Schwanberg gekauft hatte und somit beide Besitzungen vereinigen konnte. Mitte des 18. Jh. gelangte die Ruine Spangstein an das bäuerliche Anwesen vlg. Müllersima. 2008 wurde die Ruine durch das Komitee Altburg Schwanberg einer Notsanierung unterzogen.

Text: Mag. Andreas Bernhard, Manfred Starkel

Alle Themen Zur Karte