Die Motte „Katzelwehr“ in Gleinstätten – ein besonderer Burgentypus.
Die sogenannte Katzelwehr ist ein besonders interessantes archäologisches Denkmal in der Katastralgemeine Mayerhof. Denn es handelt sich dabei um eine klassische Motte – eine mittelalterliche Wehranlage mit in der Niederung künstlich aufgeworfenem Erdhügel. Das ist eine Seltenheit in der Steiermark, in der vergleichbare kleine Burganlagen ansonsten zumeist an die natürlichen Höhen angepasst oder aus diesen heraus geformt wurden. Im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt, dürfte die Katzelwehr schon im 14. Jahrhundert wieder aufgegeben worden sein. Der Name leitet sich vom Salzburger Ministerialengeschlecht der Kelzen ab.
Bei der sogenannten Katzelwehr in der Katastralgemeine Mayerhof handelt es sich um eine kleine mittelalterliche Wehranlage, die dem Burgentypus der Motte entspricht. Die Bezeichnung Motte stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Erdhaufen“, „Erdsode“ oder „Klumpen“. Das Hauptmerkmal einer Motte bildet ein Hügel, der in Niederungen aufgeschüttet oder in Gegenden mit natürlichen Höhen aus dem Gelände heraus gestaltet wurde. Dem Burghügel ist entweder eine ebenfalls befestigte Vorburg mit Wirtschafts- und Wohngebäuden zugewiesen oder, wie im Falle der Katzelwehr, ein in der Nähe befindlicher Meierhof, von denen aus die Burg in friedlichen Zeiten gepflegt und versorgt wurde. Auf dem Hügel befanden sich meist ein repräsentativer Turm oder ein festes Gebäude, die in der Regel eng von einer Palisade oder Mauer umgeben waren. Die Bebauung bestand aus Stein oder Holz.
Die Überreste der Katzelwehr
Die Motte Katzelwehr liegt inmitten der heute trockengelegten Aulandschaft der Sulm, im Mündungswinkel des St. Andräer Baches in die Sulm, südlich der Ortschaft Maierhof. Sie gibt sich heute noch als rechteckiger Pyramidenstumpf (Basisfläche: ca. 50 x 39 m, inkl. Erosionsmaterial; Kronenfläche: ca. 15 x 18 m) zu erkennen, der sich rund 3,50 m aus dem ebenen Sulmtalboden erhebt. Der Hügel ist an allen Seiten deutlich abgeböscht und wird von einem heute zum großen Teil stark verflachten, zirka 4 bis 6 m breiten Graben umzogen. An der Ostseite ist der kleine Rest eines ehemaligen Walls (max. Höhe: 1 m, Breite ehemals wohl rund 5 m) erhalten. Ursprünglich war der Hügel wohl von zwei Gräben umgeben, zwischen denen sich dieser Wall befand. Auch der Außenrand des Hügelplateaus ist von einem mittlerweile stark verflachten Wall (max. Höhe: 0,75 m) umringt, es dürfte sich dabei um die Reste eines gemauerten Beringes handeln. Vermutlich stand auf dem Hügelplateau einst ein rechteckiger Turm, der – darauf weisen Stein- und Mörtelreste hin – zumindest ein gemauertes Untergeschoss besaß, ansonsten aber aus Holz gebaut war.
Die Kelzen in Maierhof
1940 konnte Otto Lamprecht nachweisen, dass es sich bei der Katzelwehr um einen hochmittelalterlichen Herrensitz handelte, dem ein bäuerlicher Weiler in unmittelbarer Nähe zugeordnet war (vermutlich am Fuß des heutigen Kamperkogels). Die Katzelwehr war also der Edelsitz der nach der Burg Kelzenwert genannten Siedlung. Ihren Namen verdankt die Anlage dem Salzburger Ministerialengeschlecht der Kelzen. Urkundlich wird die Katzelwehr erstmals 1168 erwähnt, als Pfarrer Konrad von St. Florian an der Laßnitz von Erzbischof Adalbert II. von Salzburg das Dorf St. Andrä im Sausal („Suscintellrn“) im Tauschwege erhielt. In der betreffenden Urkunde wurde die Katzelwehr im Zuge einer Grenzbeschreibung als „Warth“ bezeichnet („colliculus qui dicitur Warth“). Zusammen mit der am benachbarten Kamperkogel gelegenen, in den Quellen erst später aufscheinenden Feste Entrich (1312) war es die Aufgabe der Katzelwehr, an dieser Engstelle das Sulmtal zu sichern und zu überwachen. Vermutlich wurde die Burganlage aber schon im 14. Jahrhundert aufgegeben, in den historischen Quellen erscheint sie jedenfalls nicht mehr. Die dazugehörige Bauernsiedlung bestand bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Etymologisches
Der Name „Katzelwehr“ stellt die volksetymologische Abwandlung der in den historischen Bezeichnung „Chelchzenwerd“ dar, die auf das Ministerialengeschlecht der Kelzen verweist. Die Kelzen saßen als Burggrafen des Landesfürsten vermutlich seit dem 12. Jahrhundert auf dieser Motte und versahen als Dienstmannen der jeweiligen Besitzer (Wallseer, Pettauer) auf der Katzelwehr ihre militärischen Aufgaben. Die Kelzen sind in der heutigen Steiermark bis in das 15. Jahrhundert zu verfolgen, im 16. Jahrhundert dürften sie ausgestorben sein.
Das Grundwort „wert“ stellt bereits eine Umdeutung des ursprünglichen Wortes „wart/warth“ (im Sinne eines Spähpostens/Warte) in das deutsche Wort „wert“ dar, was so viel wie Insel bedeutet. Offensichtlich wurde der ursprüngliche Sinn der Bezeichnung nicht mehr verstanden, und man bezog sich in der Namensgebung darauf, dass der Hügel Hochwässern aus der Sulm wie eine Insel herausragte.
Nach den Kelzen
Nach dem Abgang der Katzelwehr errichteten die Kelzen oberhalb des Überschwemmungsgebietes, vermutlich bei der heutigen Ortschaft Maierhof, einen neuen Sitz. Wahrscheinlich handelte es sich um den ehemaligen Meierhof zur Katzelwehr, der damals zu einem Adelssitz ausgebaut wurde. Schon 1394 nannte sich Reinhard der Kelz „zu Mayerhofen“. Nach dem Aussterben der Kelzen erlebte der Meierhof in den folgenden Jahrhunderten eine abwechslungsreiche Besitzgeschichte. Aus dem ehemaligen Meierhof entwickelte sich durch Zerschlagung und Aufteilung schließlich das heutige Straßendorf Maierhof.
Text: Mag. Dr. Christoph Gutjahr