In der Katastralgemeinde Aigen erhebt sich der sogenannte Taborkogel (379 m. ü. A.) zirka 40 m über dem nordseitigen Talboden der schwarzen Sulm. Die Wehranlage auf diesem Hügel ist durch eine tiefe Einsattelung von dem nördlich angrenzenden Riedelzug getrennt und war im Sommer 1994 das Ziel archäologischer Ausgrabungen durch das ehemalige Landesmuseum Joanneum. Seit dem 14. Jahrhundert führen kleine, nur bescheiden befestigte, zumeist aus Erde und Holz errichtete Herrensitze die Bezeichnung Tabor.
An den vier Ecken der im Grundriss deltaförmigen Wehranlage von etwa 75 x 65 m befindet sich je ein halbrundes Flankenwerk. Den Rand der Wehranlage begleitet ein niedriger Wall mit vorgelagertem, etwa 2 bis 3 Meter breitem Spitzgraben. Dem Ausgräber Diether Kramer zufolge befand sich auf der Verwallung ein recht massiver „Zaun“.
Die Ausgrabung konzentrierte sich auf den Burgkern, der mit vier Schnitten erforscht wurde. Hier konnte der Rest eines Holzgebäudes mit Steinfundament nachgewiesen werden, das, wie anhand der gefundenen Blatt- und Nischenkacheln nachzuweisen, über einen stattlichen Kachelofen verfügte – ein schönes Beispiel für die ritterlich-repräsentative Wohnweise des Besitzers. Die Außenwände bestanden vermutlich aus Holzbalken, doch ist auch ein Fachwerkbau nicht völlig auszuschließen. Vor Errichtung des Gebäudes war der Platz sorgfältig planiert worden. Unmittelbar neben dem Gebäude lag eine Zisterne.
Neben Resten von Töpfen mit einem Fassungsvermögen von 2 bis 5 Litern, Krügen, Bechern, Schüsseln, Tellern und Lampen aus Keramik liegen auch einige Hohlglasfunde vom Taborkogel vor. Reitutensilien – Hufeisen, ein Steigbügelfragment und ein Radsporn als Zeichen der gehobenen Stellung des Besitzers – sowie diverse Werkzeuge und Geräte – Äxte, Messer, eine Schere, Möbelbeschläge und gotische Vorhangschlösser für Möbel – ergänzen das Fundspektrum. Auf die kriegerische Zerstörung der Anlage weisen Bolzeneisen von Armbrüsten aus dem Bereich des verbrannten Gebäudes hin.
Text: Mag. Dr. Christoph Gutjahr (unter Einbezug einschlägiger Berichte von Dr. Diether Kramer [†] und Dr. Gábor András Szörényi)