Die Burgstelle Alt-Hollenegg – Vorgängerin des heutigen Schlosses.
Die mittelalterliche Burg Alt-Hollenegg ist die Vorgängerin des heutigen liechtensteinischen Schlosses Hollenegg. Sie liegt knapp 300 m nördlich des Schlosses und um gut 50 Höhenmeter tiefer, gut im Wald versteckt. Mit zwei Mottenhügeln und einem ausgedehnten Vorburgbereich zählt die Motte Alt-Hollenegg zu den größeren ihrer Art. Archäologische Ausgrabungen in den Jahren 1999 und 2000 konnten die Zeitstellung dieser eindrucksvollen Wehranlage klären (12. bis 14. Jahrhundert) und nachweisen, dass diese nicht in einem Zug erbaut wurde.
Bei der Motte Alt-Hollenegg handelt es sich um die Vorgängerin des heutigen liechtensteinischen Schlosses Hollenegg. Mit zwei Mottenhügeln und einem ausgedehnten Vorburgbereich zählt die Anlage, knapp 300 m nördlich und gut 50 Höhenmeter tiefer als das Schloss gelegen, zu den größeren ihrer Art. Die bisherige Erforschung (Prospektion und 1999/2000 archäologische Ausgrabungen innerhalb der Vorburg) konnte nachweisen, dass die Anlage nicht in einem Zuge erbaut wurde, sondern in mehreren Ausbauphasen.
Bauphasen
Der Mottenhügel 1 stellt das älteste Element dar, mit dessen Errichtung im 12. Jahrhundert begonnen wurde. Er ist 13 m hoch und weist einen oberen Plateaudurchmesser von 12 m auf. Durch einen in jüngerer Zeit aufgeschütteten Schotterdamm und -weg ist der Hügel heute über den in diesem Bereich stark versumpften Talboden zu erreichen. Der Weg zieht sich danach in halber Höhe am Westfuß des Hügels entlang, biegt über den hier zugeschütteten Graben nach Süden um und durchquert die Vorburg. Der Graben zwischen Mottenhügel 1 und Vorburg dürfte einstmals eine Breite von über 10 m besessen haben. Es ist nicht bekannt, mit welchen Vorrichtungen oder Bauwerken der Graben überbrückt wurde. Im späten 13. Jahrhundert erweiterte man die Anlage im Süden um eine annähernd quadratische Vorburg mit Wall und Abschnittsgraben. Diese stellt den größten Baukomplex der Anlage dar und nimmt mit Seitenlängen von 35 x 40 m eine Fläche von 1400 m² ein. An den Ost- und Westkanten sind deutliche Erosionsspuren zu erkennen. Es ist nicht mehr eindeutig festzustellen, ob in diesen Bereichen umlaufende Wälle vorhanden waren, doch der Ansatz eines Westwalles in der Südwestecke erhärtet eine solche Vermutung.
Fortifikationen
Hingegen ist der Wall an der Südkante der Vorburg gut erhalten. Er besaß einstmals eine Breite von zumindest 5 m; die heutige Wallfußbreite von über 8 m ist erosionsbedingt. Der am besten erhaltene Wallabschnitt besitzt eine Höhe von 1,50 m. Ursprünglich war der Wall wohl durch eine Palisade verstärkt. Ein bis zu 10 m breiter und an manchen Stellen fast 3 m tiefer Abschnittsgraben trennt im Süden die Vorburg vom Hinterland. Die heute noch erhaltene Grabentiefe und die Höhe des Walls belegen beachtliche fortifikatorische Maßnahmen. Sie waren an dieser Stelle auch dringend notwendig, da sich die gesamte Vorburg in nach Norden hin leicht abfallender Hanglage befindet. Die Gegenhänge der Vorburg dürften künstlich abgeböscht worden sein, um die Verteidigung der Anlage gegen Angreifer zu erleichtern. Der wunde Punkt in verteidigungstechnischer Hinsicht – die Ostseite der Vorburg und der etwas höhere Gegenhang – wurde durch die Aufwerfung des Mottenhügels 2 an dieser Stelle entschärft. Von der Vorburg, die er um zirka 3 m überragt, ist der Hügel durch einen natürlichen, von einem Bach durchflossenen Graben getrennt. Der Mottenhügel 2 besitzt einen Plateaudurchmesser von 22 m und eine Höhe von knapp 4 m. An der nordöstlichen, östlichen und südöstlichen Seite ist er von einem bis zu 5 m breiten Abschnittsgraben umgeben. Der Schutz auf der westlichen Seite war durch einen steilen Abhang natürlich vorgegeben. Die Vermutung liegt nahe, dass der Hügel teilweise mit Aushubmaterial aus dem Abschnittsgraben aufgeworfen wurde.
Weitere Baumaßnahmen
Innerhalb der Vorburg kam es ab dem 13. Jahrhundert zu einer planvollen, regelmäßigen Verbauung mit teils luxuriös ausgestatteten Blockbauten, die über Hinterladerkachelöfen verfügten. Auch Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus dieser Phase konnten ergraben werden, ebenso eine Zisterne, die die Wasserversorgung sicherstellte. Die Innenverbauung der Vorburg mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ähnelte einem Gehöft, das in sich eine weitgehend autarke Einheit bildete. Vom beachtlichen Wohlstand der BewohnerInnen zeugen die Hohlglasfunde, das Kinderspielzeug, die Bolzen- und ein Pfeileisen von Armbrüsten sowie Teile der Reiterausrüstung.
Das Ende der alten Burg
Ende des 14. Jahrhunderts scheinen sämtliche Gebäude innerhalb der Vorburg abgetragen worden zu sein. Hinweise auf einen langfristigen Verfall der Häuser liegen nicht vor. Möglicherweise steht die Demontage der alten Burg mit der Erbauung oder dem Ausbau des heutigen Schlosses Hollenegg in Verbindung. Den letzten Eingriff stellte im 18./19. Jahrhundert die Errichtung eines Aussichtspavillons auf dem Mottenhügel 1 dar, wodurch dort praktisch sämtliche archäologisch relevanten Befunde zerstört wurden. Auch der heute durch die Anlage führende Weg, die auf das Plateau des Mottenhügels 1 führende Steintreppe sowie die Aufböschungen und Dämme im umliegenden Talbodenbereich sind in Zusammenhang mit diesem Pavillon zu sehen.
Text: Mag. Dr. Christoph Gutjahr