Kategorie: Museen

Tempelmuseum Frauenberg

Im Tempelmuseum Frauenberg werden Funde aus 6000 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das denkmalgeschützte Museumsgebäude steht auf den Grundmauern eines römischen Tempels – dem ältesten freistehenden Mauerwerk der Steiermark – inmitten des einstigen Kultbezirkes der Stadt Flavia Solva.

In der Ausstellung werden Sehenswürdigkeiten zur Kult- und Kulturgeschichte des Berges gezeigt – archäologische Funde aus rund 70 Jahren Forschungsarbeit. Im malerischen Freigelände und dem römischen Kräutergarten werden außergewöhnliche Einblicke zu den Vorfahren in der keltischen und römischen Epoche möglich.

Öffnungszeiten & Kontakt
Öffnungszeiten:

1. April bis 31. Oktober
Mo. – Fr., 10.00 – 16.00 Uhr u. Wochenende/Feiertag, 10 – 17 Uhr
1. November – 31. März geschlossen
Eine Besichtigung während der Winterpause und außerhalb der Öffnungszeiten ist auf Anfrage jederzeit möglich.

Kontakt:

Kontaktdaten: tempelmuseum@leibnitz.at
Am Frauenberg 9, A-8430 Leibnitz/Seggauberg

Unter den archäologischen Fundstellen Österreichs nimmt der Frauenberg bei Leibnitz als Zentralort, Kultstelle, Heiligtum und Siedlungsplatz unterschiedlicher Epochen eine besondere Rolle ein. Das Tempelmuseum hütet das in rund 70 Jahren Forschungsarbeit zusammengetragene archäologische Erbe und macht es der Öffentlichkeit zugänglich, indem es eine Atmosphäre des Erinnerns, Erlebens und Reflektieren schafft.

Der Frauenberg liegt etwa zwei Kilometer westlich der Stadt Leibnitz. Er wurde bereits in der Steinzeit von ersten Ackerbauern der Region besiedelt. In der Zeit der Kelten erlangte er als befestigter Fürstensitz und religiöses Zentrum überregionale Bedeutung. Die behielt er in der römischen Epoche als wichtigster Kultbezirk der Stadt Flavia Solva im Tal. Auf der Bergkuppe entstanden zwei monumentale Tempelanlagen für Isis-Noreia und Mars-Latobius. Im Zentrum der Verehrung stand jedoch seit frühester Zeit eine Muttergöttin, die wohl als Nothelferin und Beschützerin angebetet wurde. Heute bildet die Marienwallfahrtskirche den religiösen Mittelpunkt des Frauenberges.

Die archäologischen Ausgrabungen tragen seit 1951 dazu bei, die Geschichte des Frauenberges zu rekonstruieren. Die ältesten Funde reichen bis in die späte Steinzeit zurück. Befestigungsanlagen in Form von Erdwällen zeugen auch heute noch eindrucksvoll von frühen Siedlungen. In keltischer Zeit wurde der Frauenberg zu einem Fürstensitz mit Münzprägerecht ausgebaut und erhielt überregionale Bedeutung als kultisches Zentrum. Ein Opferplatz in dem sich Überreste sowohl geopferter Rinder, Schweine und Pferde, als auch Münzen und Waffen befanden, stand im Mittelpunkt der religiösen Praxis. Die Tempelanlagen aus römischer Zeit bildeten den Höhepunkt des Kultzentrums. In der Spätantike entstand auf dem Frauenberg eine Rückzugssiedlung, zu der ein ausgedehntes Gräberfeld und eine frühchristliche Kirche gehörten. Die jüngsten archäologischen Funde stammen aus einer spätantiken Depotgrube. Es wurden u.a. 17 Statuetten einer stillenden Göttin und Teile einer Merkurstatue geborgen, die die Bedeutung des Frauenbergs als heiliger Berg unterstreichen.

Das Tempelmuseum Frauenberg liegt auf der Kuppe des Frauenberges unmittelbar neben der barocken Wallfahrtskirche. Das Tempelmuseum steht auf den Grundmauern eines römischen Tempels – das älteste freistehende Mauerwerk der Steiermark – inmitten des einstigen Kultbezirkes der Stadt Flavia Solva. Diese Konstellation ist außergewöhnlich und einzigartig. Sie ermöglicht eine Rückbesinnung auf eine Jahrtausende währende Kultkontinuität, beginnend bei einer keltischen Ammengöttin über die römische Isis-Noreia bis hin zur christlichen hl. Maria. In zwei Ausstellungsräumen werden Fundstücke aus rund 70 Jahren Grabungsaktivität am Frauenberg gezeigt, wobei die zuletzt entdeckten Sensationsfunde jeweils ins Blickfeld gerückt werden. Aktuell sind das Reste einer Merkurstatue aus Marmor, Statuetten einer stillenden Muttergöttin und zwei keltische Goldmünzen. Das Obergeschoß zeigt einen Querschnitt durch die 6000jährige Geschichte des Frauenberges von der Jungsteinzeit bis in die Spätantike mit einem Zugang zur ehemaligen Tempelcella. Die ausgestellten Münzen, Grabbeigaben und Architekturteile der frühchristlichen Kirchen und Münzen bauen dabei eine Brücke des Erinnerns, des Spürens und des Reflektierens. Das Kellergeschoss bildet das Lapidarium des Museums und zeigt Architekturteile der einstigen Tempelanlagen, Inschriften, Grabsteine und Statuen. Das weitläufige Freigelände bietet einen eindrucksvollen Rundumblick mit schattigen Sitzgelegenheiten, zahlreiche Beschriftungstafeln und Rekonstruktionen, eine Aussichtsplattform mit Blick auf Flavia Solva und einen liebevoll angelegten römischen Kräutergarten.

Sonderausstellung Götterspeisen. Römische Lebensmittel für Leib und Seele.
In der Ausstellung werden alle Sinne angeregt. Sie behandelt das Thema Ernährung in der römischen Antike im alltäglichen und im kultischen Kontext. Aus literarischen Quellen wissen wir von luxuriösen Gastmählern der römischen Oberschicht: Der Name Lucullus steht noch heute als Sinnbild für einen besonders genüsslichen kulinarischen Lebensstil. Mindestens genauso interessant sind die Essgewohnheiten der einfachen Römerin und die Tischsitten des einfachen Römers. Lebensmittel nahmen aber auch eine zentrale Rolle unter den Opfergaben. für Göttinnen und Götter ein. Fleisch, Brot und Wein spielten dabei immer eine prominente Rolle. Das Ausschütten von Wein an einem Altar war eine häufige Form des Opfers, ebenso das Darbringen von Brot in Form von Fladen oder einem sogenannten Opferkuchen.

Im Kräutergarten des Tempelmuseums wachsen zahlreiche Pflanzen, die bereits zur Römerzeit zum Verfeinern von Speisen verwendet wurden. Hier sind die Besucher*innen herzlichst zum Tasten, Riechen und Schmecken eingeladen.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist der eigens kreierte Frauenberger Kultkeks. Das Team des Tempelmuseums hat in Zusammenarbeit mit der Bäckerei Pokes und der Keramikerin Margarethe Christian ein essbares Begleitstück zur Ausstellung entwickelt. Das Rezept ist eine moderne Interpretation des antiken Opferkuchens „libum“. Der Frauenberger Kultkeks wird in einer süßen und in einer pikanten Form im Museumshop zum Verkauf angeboten.

Mehr Infos unter: https://www.tempelmuseum-frauenberg.at

Text: Gabriele Kleindienst, ergänzt von Mag. Dr. Bernhard Schrettle