Standort: Schloßberg, 8463 Leutschach an der Weinstraße
Am 17. November 1944 wurde das Schloss von einer Fliegerbombe getroffen, drei Menschen starben. Auch der Südtrakt sowie der parkseitige Turm wurden zerstört.
Carl Amgwerd aus dem Kanton Schwyz kaufte am 14. April 1928 das Schloss Trautenburg und zog mit seiner Frau Maria und den drei Kindern dortselbst ein. Im dazugehörigen Gut erzeugte er mit einer Damplokomotive elektrischen Strum, den er in das Schloss einleiten ließ. Im Dezember 1939 kaufte das Deutschen Reich, vertreten durch den Oberfinanzpräsident in Graz, ein Grundstück aus dem Schlossbesitz, auf dem zwei Zollhäuser bei der Straße nach Großwalz errichtet wurden. 1941 wurde an der Straße nach Langegg ein Betonbunker gebaut.
Am 12. März 1941 verkaufte Carl Amgwerd Schloss Trautenburg um 220.000 Reichsmark an Graf und Gräfin Anton und Kamilla Ostrowski und kehrte als Schweizer Staatsbürger in die Eidgenossenschaft zurück. Im Zuge der Umsiedlungsaktion der Südtirolerinnen und Südtiroler kam 1942 eine Familie nach Trautenburg, die fortan die Kellerwirtschaft besorgte. Auch mehrere „Ausgebombte“, also Personen, die durch Bombenschäden ihr Haus oder ihre Wohnung verloren hatten, wurden im Schloss einquartiert.
Am 17. November 1944 um 11 Uhr wurde das Schloss von drei Fliegerbomben getroffen, wobei die dritte auf den Südtrakt des Schlosses fiel. Dort befand sich das Zimmer von Eugenie Gräfin Ostrowski, der Tante von Anton Graf Ostrowski, die als „Ausgebombte“ aus München nach Trautenburg gekommen war. Sie wurde im Bett liegend tödlich von der Bombe getroffen. Die sterblichen Überreste der Gräfin wurden zunächst auf dem Friedhof in Leutschach und später im Familiengrab auf dem Zentralfriedhof in Graz bestattet. Weitere Todesopfer waren die Köchin Margareta Oblonschek und die Hausgehilfin Angela Gritschnig, beide wurden von herabfallenden Trümmern getroffen und verschüttet. Erst fünf Tage später wurden bei Aufräumarbeiten gefunden. Weitere Bewohner des Schlosses überlebten teils sogar unverletzt. Am zweiten Turm an der südöstlichen Ecke des Schlosses wurde durch die Bombardierung die Turmspitze zerstört. Die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau der beschädigten Räumlichkeiten begann noch in der NS-Zeit. Der Südtrakt erhielt u. a. im Zuge dessen anstelle des Holztores zum Innenhof ein schmiedeeisernes Tor. Am zweiten Turm wurde nach 1973 eine nachgebildete Brüstung gebaut.
Zur Erinnerung an die drei Todesopfer des Bombeneinschlages vom 17. November 1944 auf Schloss Trautenburg wurde zum 55. Jahrestag 1999 im Vorraum der Schlosskapelle eine Gedenktafel angebracht.
Literatur: Herbert Rauch-Höphffner von Brendt, Schloss Trautenburg, in: Wilhelm Alexander (Hg.), Die Rebenland-Chronik. Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach, Schloßberg. Graz/Leutschach 2004, 531–563, besonders 557–561.
Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung