Kategorie: 1. und 2. Weltkrieg

RAD-Lager St. Oswald im Freiland

Standort: 8530 St. Oswald im Freiland

Das ehemalige Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) war Schauplatz der Ermordung von fünf auf der Koralm operierenden Partisanen. Sie wurden auf Anweisung von Kreisleiter Dr. Hugo Suette durch RAD-Angehörige ermordet.

In der Ortschaft St. Oswald im Freiland (Gemeinde Kloster) wurde 1938 ein Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) errichtet. Die RAD-Männer wurden zunächst hauptsächlich im Straßenbau eingesetzt. Im Herbst 1944 wurde die Koralpe mitsamt Kloster zu einem Operationsgebiet der slowenischen Partisanen sowie der „Kampfgruppe Steiermark“ bzw. der „Koralmpartisanen“ (Christian Fleck). Dieser Umstand führte dazu, dass die RAD-Männer zunehmend militärisch in die Partisanenabwehr eingebunden wurden und in Gruppen Streifen vornahm. Ende März 1945 erschienen fünf Partisanen beim Ortsgruppenleiter von Osterwitz und requirierten Ausrüstungsgegenstände. Es handelte sich um drei Männer der Kampfgruppe unter der Führung von Leo Engelmann und um zwei Slowenen. Nachdem dies dem RAD gemeldet wurde, wurde vom Lager eine ungefähr 20 Mann starke Abordnung ausgesandt, die am frühen Morgen des 1. April 1945 jene fünf Partisanen in der „Klug-Keusche“ in Lagernähe antraf. Sie ließen sich kampflos festnehmen und wurden in das RAD-Lager, in dem sich um diese Zeit ungefähr 40- bis 50 Mann befanden, gebracht. Der Leiter des Lagers, Oberfeldmeister Friedrich Scholler, telefonierte hiernach mit dem Kreisleiter von Deutschlandsberg, Dr. Hugo Suette, um weitere Instruktionen zu erfragen. Suette befahl über das Telefon, die fünf Gefangenen zuerst zu verhören und dann „umzulegen“. Beim Weg zum Verhör wurde einem Slowenen in die Hüfte geschossen, schwer verletzt wurde er im Freien liegen gelassen. Am Abend des 1. April wurden die fünf Partisanen von RAD-Männern durch Genickschüsse am Schießplatz des Lagers getötet und anschließend verscharrt. Der verletzte Slowene war zur Hinrichtungsstätte getragen worden.

Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft wurde gegen die Beteiligten an der Exekution beim Volksgericht am Landesgericht für Strafsachen Graz ein Verfahren eröffnet. Vor Gericht standen insgesamt sieben Mann des ehemaligen RAD, nicht aber Hugo Suette, der aus nach wie vor nicht geklärten Umständen im November 1946 aus dem Lager Wetzelsdorf flüchten konnte. Die höchsten Strafen erhielten Scholler und Unterfeldmeister Walter Sachse, die zu lebenslangem schweren Kerker verurteilt wurden. Keiner der Verurteilten musste jedoch die volle Strafdauer verbüßen.

Literatur: Christian Fleck, Koralmpartisanen. Über abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskämpfer (= Materialien zur Historischen Sozialwissenschaft; 4). Wien/Köln 1986, 135 – 139. Herbert Blatnik, Zeitzeugen erinnern sich an die Jahre 1938–1945 in der Südweststeiermark. 2Eibiswald 2000, 120 – 123. Philipp Pöschl: Der Strafprozess zum Partisanenmord von der Koralpe 1945/46. iur. DA Graz 2020. Andreas Raffeiner, Über den Grazer Partisanenmordprozess. Ein Arbeitsentwurf, in: Journal für Strafrecht (JSt) 6 (2017), 549–553.

Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung

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