Standort: Hebalm
Auf Befehl des Kreisleiters Dr. Hugo Suette wurden im April 1945 insgesamt 18 politisch „verdächtige“ und als NS-Resistent bekannte Personen, darunter Dr. Ludwig Mooslechner aus Schwanberg, von SS-, RAD- und Gestapo-Angehörigen erschossen und in einem Bombentrichter auf der Hebalpe verscharrt. Die Leichen wurden im Juni 1945 exhumiert und in einem Grab im Stadtfriedhof Deutschlandsberg beigesetzt; die Grabanlage trägt die Aufschrift „Widerstandskämpfer 1934–1945“ und hat Denkmalcharakter.
In Schwanberg kam es am 15. März 1945 zu einem folgenschweren Zwischenfall. Der Gendarm Karl Klug des Postens Trahütten hatte den Auftrag erhalten, einen Schmied aus Kruckenberg in Deutschlandsberg vorzuführen. Da der Schmied angab, gehunfähig zu sein, musste ihn ein Mainsdorfer Bauer mit seinem Fuhrwerk transportieren. Auf dem Weg begegnete ihnen eine Frau und ein Mann. Der Bauer erkannte den Mann, da er ihn einige Wochen zuvor bestohlen hatte, woraufhin Klug die beiden widerstandslos verhaftet. Als Klug wenig später eine Perlustrierung vornehmen wollte und den Mann aufforderte, die Hände zu heben, zog dieser aus seiner Manteltasche einen Revolver hervor und gab aus einer Entfernung von einem Meter einen Pistolenschuss ab. Klug war sofort tot, der Mann und die Frau ergriffen die Flucht.
In Schwanberg war zu dieser Zeit eine SS-Kompanie stationiert, die sich am nächsten Tag zusammen mit dem Volkssturm an der Gendarmeriestreife nach dem Täter beteiligte. Bei der Amtmannnkeusche stießen sie auf zwei Männer und zwei Frauen, die sich widerstandlos verhaften ließen. Der dabei festgenommene Gerhard Doorn, ein Holländer, gestand, den Gendarmen Klug erschossen zu haben. Seine Begleiterin geriet nun offensichtlich in Panik und beschuldigte zehn andere Schwanberger, Untergetauchte zu unterstützen und dem NS-Regime gegenüber feindlich eingestellt zu sein. Anton Stieber, der als Volkssturmmann der Streife angehörte, wurde von der Begleiterin vorgeworfen, dass er seinen Sohn Josef, der von der Wehrmacht desertiert war, bei sich versteckt hielt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Josef Stieber allerdings nicht mehr im Elternhaus, sondern als Partisan auf der Koralm. Die in Schwanberg verbliebenen Familienmitglieder Stieber wurden daraufhin verhaftet. Als Josef Stieber von diesen Verhaftungen erfuhr, begab er sich nach Frohnleiten, wo er ein befreundetes ehemaliges Schwanberg RAD-Mädchen treffen wollte. Er wurde allerdings von einer Streife entdeckt, angeschossen und starb am 31. März 1945. Durch die Aussage von Doorns Begleiterin wurden zahlreiche weitere Schwanberger verhaftet, darunter der Arzt Dr. Ludwig Mooslechner, der Deserteure und Partisanen mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt hatte, und der Friseurgehilfe Hans Turkitsch. Die Festgenommenen waren nicht in einer festen Widerstandsgruppe organisiert, verbindend war lediglich die wahrscheinlich katholisch motivierte Gegnerschaft zum Nationalsozialismus sowie der gemeinsame Wohnort, nämlich Schwanberg. Die Verhafteten wurden in das Gefängnis des Amtsgerichts Deutschlandsberg gebracht, wo einige wenige Häftlinge nach ein paar Tagen freigelassen wurden.
Am 10. April 1945 wurden neunzehn Häftlinge auf Veranlassung des Kreisleiters Dr. Hugo Suette aus dem Bezirksgericht Deutschlandsberg auf die Hebalm, unter dem Vorwand, nach Wolfsberg überstellt zu werden, transportiert. Unterwegs gelang es einem Franzosen zu flüchten. Die restlichen achtzehn Gefangenen wurden in einem Bombentrichter von SS, Gestapobeamten und RAD-Männern durch Genickschüsse getötet und dort verscharrt. Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft wurden die Leichen exhumiert und am 10. Juni 1945 im Friedhof Deutschlandsberg beigesetzt. Die Grabanlage in Deutschlandsberg, die Denkmalcharakter hat, trägt die Aufschrift „Widerstandskämpfer 1934–1945“. Darunter sind acht Namen gesetzt.
Literatur: Christian Fleck, Koralmpartisanen. Über abweichende Karrieren politisch motivierter Widerstandskämpfer (= Materialien zur Historischen Sozialwissenschaft; 4). Wien/Köln 1986, 129–131. Heimo Halbrainer, „In der Gewißheit, daß Ihr den Kampf weiterführen werdet“. Briefe steirischer Widerstandskämpfer aus Todeszelle und KZ. Graz 2000, 166–167. Herbert Blatnik, Zeitzeugen erinnern sich an die Jahre 1938–1945 in der Südweststeiermark. 2Eibiswald 2000, 242–246.
Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung