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Standort: Eisenbahnerstraße 7, 8435 Wagna
Das Lager in Wagna wurde in der NS-Zeit mehrfach und unterschiedlich genutzt. 1940/41 war es ein Umsiedlerlager der Volksdeutschen Mittelstelle, 1941/42 war es kurzzeitig eine Lehrerbildungsanstalt, 1942 bis 1944 ein Kriegsgefangenenlager und 1944/45 ein von der Wehrmacht genutztes Lager. Eine denkmalgeschützte Baracke ist erhalten geblieben. Die noch heute existierende Lagerbaracke war die Küche des Spitals, das von 1939 bis 1945 als Gaukrankenhaus Wagna geführt wurde. Als Nebengeschichte: Gauleiter Uiberreither wurde nach einem Autounfall in diesem Spital operiert.
Im August 1940 wurde dem Reichsstatthalter und Gauleiter der Steiermark, Siegfried Uiberreither, seitens des „Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums“ mitgeteilt, dass im Reichsgau Steiermark 25.000 Umsiedler aus der Südbukowina untergebracht werden müssten. Da diese Aktion in kurzer Zeit durchgeführt werden sollte, griff man auf Liegenschaften zurück, die bereits im Ersten Weltkrieg als Lager fungiert hatten – wie es in Wagna bei Leibnitz der Fall war. Im geplanten Umsiedlerlager Wagna der Volksdeutschen Mittelstelle sollten 60 Wohnbaracken, 12 Wirtschafts- und 12 Waschbaracken, sechs Führer- und sechs Verwaltungsbaracken und 18 Abortbaracken errichtet werden. Bei Ankunft der ersten Umsiedler im Dezember 1940 war das Lager erst zu 70% fertiggestellt. Nachdem die Umsiedler an der Fertigstellung des Lagers mitgewirkt hatten, verließen sie – es waren um die 2.000 Personen – bis September 1941 bereits wieder das Lager und übersiedelten in den Osten (O-Fälle) oder in das „Altreich“ (A-Fälle). Ein Teil des Lagers wurde Ende September 1941 an das Dezernat für Schülerheime der Reichsstatthalterei für Steiermark verkauft, die kurzzeitig eine Lehrerbildungsanstalt im Lager unterbrachte.
Ungefähr 400 Anwärter waren in den Baracken des Lagers untergebracht, um sie für ihren zukünftigen Beruf als Lehrerin oder Lehrer auszubilden. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (Stalag) Wagna entstand im September 1942 durch die Verlegung des Stalag XVIII B von Spittal an der Drau nach Wagna. Die ersten Kriegsgefangenen trafen am 10. November 1942 in Wagna ein. Doch bereits kurze Zeit später wurde das Lager wieder aufgelöst, die Kriegsgefangenen wurden nach Pupping (Oberösterreich bzw. Oberdonau) überstellt. Da die Lagerbaracken nun leer standen, kamen am 1. August 1943 1.046 kriegsgefangene französische Offiziere sowie die zugeteilte deutsche Wachmannschaft in das Lager. Diese Offiziere sowie drei italienische Offiziere verließen Wagna Ende 1944 wieder. Um diese Zeit wurde das seit Juli 1944 in Admont stationierte Gebirgsjäger-Ersatz-Bataillon 138 nach Wagna verlegt. Im Frühjahr 1945 wurden auch minderjährige „Volkssturmmänner“ im Lager Wagna für ihren Einsatz am Südostwall ausgebildet.
Im August 1945 befanden sich ungefähr 1.700 Personen im Lager Wagna, darunter 600 Jüdinnen und Juden als sog. DPs (Displaced Persons). Erst Mitte der 1950er-Jahre besserte sich die Lage für die Flüchtlinge im Lager merklich. Das Lager Wagna wurde erst Ende Juli 1963 geschlossen. Eine denkmalgeschützte Baracke ist erhalten geblieben.
Literatur: Heimo Halbrainer, Lager Wagna 1914–1963. Die zeitweise drittgrößte Stadt der Steiermark (= Schild von Steier. Kleine Schriften; 23). Graz 2014.
Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung