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Der Arzt und Schriftsteller Dr. Hans Kloepfer war seit 1. Mai 1938 Mitglied der NSDAP mit der Nummer 6.109.231. Für die „Volksabstimmung“ am 10. April 1938 verfasste er propagandistische, auf die Landbevölkerung abzielende Wahlaufrufe. Bei seinem Begräbnis 1944 ließen Adolf Hitler und Joseph Goebbels auf seinem Grab Kränze niederlegen.
Das Leben und Wirken des Arztes und Schriftstellers Dr. Hans Kloepfer (1867–1944) gab und gibt Anlass für in regelmäßigen Schüben wiederkehrende Debatten. Die Debatte entzündet sich an seinen „Anschluss“- und Hitler-freundlichen Gedichten sowie seiner Mitgliedschaft in der NSDAP. Die Forschung hat mittlerweile die objektiv feststellbaren Verstrickungen Kloepfers mit dem Nationalsozialismus klar herausgearbeitet. Diese sind: Kloepfer war seit 1. Mai 1938 Mitglied der NSDAP mit der Nummer 6.109.231 und der Reichsschrifttumskammer (RSK). Nach dem „Anschluss“ 1938 rief Kloepfer die konservative Landbevölkerung in einem mit „Bauern!“ betitelten und in mehreren Tageszeitungen gedruckten Aufruf dazu auf, bei der sog. Volksabstimmung im April 1938 mit „einem lauten ‚Ja!‘“ für „unsere[n] vielgeliebten Führer Adolf Hitler“ zu stimmen. Hitler würde, laut Kloepfer, sein Augenmerk vor allem auf die Bedürfnisse der Bauernschaft legen („Deutschland wird ein Bauernreich sein oder es wird nicht sein!“). Für das „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“ spendete Kloepfer einen Text, in dem er den Einmarsch Hitlers als „festlichen Brautlauf“ beschrieb. Im Juli 1938 hieß er Hitler mit dem ebenfalls in mehreren Zeitungen gedruckten „Steirischen Bergbauerngruß“ in Österreich willkommen („Schreibm tuat er si Hitler, und uns so guat gsinnt, wia ma weit in der Welt net an liabern wo findt“). Wie seine Briefe an den Eibiswalder Schuldirektor Fritz Fuchs bezeugen, blieb Kloepfer bis zu seinem Tod am 27. Juni 1944 ein glühender Anhänger Hitlers.
1939 erhielt Kloepfer mit dem Preis der Goethe-Stiftung einen der wichtigsten Kulturpreise des Deutschen Reiches. Kloepfer wurde vom NS-Regimes geradezu hofiert, im September 1938 war er beispielsweise Ehrengast auf dem Reichsparteitag in Nürnberg. Sein Begräbnis wurde vom NS-Regime groß inszeniert: „Bergknappen trugen den mit der Hakenkreuzflagge bedeckten Sarg. Die Kränze des Führers, des Reichsministers Dr. Goebbels und des Gauleiters wurden zu Symbolen dafür, wie das neue Deutschland große menschliche und künstlerische Leistung, beide im Dienst der Gemeinschaft vollbracht, zu ehren weiß“, heißt es im Bericht der Weststeirischen Rundschau.
Nach 1945 waren Kloepfers Werke in der Steiermark weiterhin populär, dessen Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus waren kein Thema. In Kloepfers Geburtshaus in Eibiswald befindet sich seit Ende der 1950er Jahre das Kloepfer- und Heimatmuseum, auch ein Kloepferbrunnen wurde errichtet. In den letzten Jahren ist die Frage des Umgangs mit Straßen, die den Namen Kloepfers tragen, virulent. Die Stadt Graz entschied nach Kloepfer benannte Straßen oder Gassen Straßenz war nicht umzubenennen, aber Informationstafeln anzubringen. Eine solche Tafel ist beispielswiese in der Hans Kloepfer-Gasse in Leoben bereits angebracht worden. In Eibiswald, wo Kloepfer auch Ehrenbürger der Marktgemeinde ist, erfolgte eine ähnliche Kontextualisierung noch nicht.
Literatur: Uwe Baur/Karin Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945. Band 1: Steiermark. Wien u. a. 2008, 180–188. Harald Salfellner, „Aber Arzt bin ich geblieben“. Bilder aus dem Leben Hans Kloepfers. Prag 2017. Stefan Karner/Karin Schmidlechner, Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen in Graz. Graz 2017. URL = https://www.graz.at/cms/dokumente/
Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung