Standort: Sv. Duh na Ostrem Vrhu 53 (Slowenien)
Die Kirche liegt in Slowenien, die Klamm in Österreich. Sveti Duh steht stellvertretend für das mit dem Ende der Habsburgermonarchie entstandene Problem der „Doppelbesitzer“. Am 24. Dezember 1944 feierten Partisanen gemeinsam mit ortsansässigen Gläubigen in der Kirche die Messe. In diesem Gebiet fanden auch Kämpfe zwischen Partisanen und deutschen Einheiten statt.
Die Pfarre Heiligengeist (Sveti Duh), südlich von Leutschach gelegen, wurde 1919 nach dem Friedensvertrag von St. Germain zwischen dem neuentstandenen Königreich Jugoslawien und der Republik Österreich aufgeteilt. Die endgültige genaue Grenze wurde erst 1921 nach einer Sitzung der österreichisch-jugoslawischen Grenzkommission gezogen. Die Grenzziehung weist auf das dadurch entstandene Problem der Doppelbesitzer hin, also von Besitzern, die Grundstücke diesseits und jenseits der Grenze besaßen sowie von landwirtschaftlichen Arbeitern, die für ihre Arbeit die Grenze überschreiten mussten.
Am 23. Februar 1922 wurde zwischen der Republik Österreich und dem südslawischen Staat eine Regelung getroffen, nach dem ein einfacher, von der Bezirkshauptmannschaft ausgestellter Ausweis für den „kleinen Grenzverkehr“ genügen sollte. Im politischen Bezirk Leibnitz sollten 147 Besitzer davon profitieren, umgekehrt waren es 47 jugoslawische Besitzer, die auf österreichischem Territorium über Grundbesitz verfügten. Trotz dieses Abkommens blieben Probleme nicht aus. Teils wurden von jugoslawischen Grenzsoldaten die Ausweise nicht anerkennt, was diplomatische Interventionen zur Folge haben konnte, teils wurden auch Doppelbesitzer daran gehindert, ihre Ernte über die Grenze zu bringen.
Mit der Errichtung des CdZ-Gebiets Untersteiermark ab 6. April 1941 nach dem deutschen Angriff auf Jugoslawien wurden derlei Schwierigkeiten entschärft. Im Herbst 1944 wurde die Gegend um Sveti Duh zu einem Operationsgebiet des jugoslawischen Verbandes „Lacko odred“ und auch der „Kampfgruppe Steiermark“. Am 18. Dezember 1944 traf die „Kampfgruppe Steiermark“ und eine slowenische Einheit in Sveti Duh ein und verbrachten dort eine Nacht. Ungeachtet der Kämpfe, die in dieser Gegend stattfanden, feierten Partisanen am 24. Dezember 1944 gemeinsam mit ortsansässigen Gläubigen in der Kirche die Messe. Anschließend wurde anschließend ein Festessen veranstaltet und vor der Kirche ein Ochse geschlachtet. Friedrich Tränkler, Stableiter der „Kampfgruppe“, erinnerte sich 1984 so zurück: „Zu Weihnachten oder Neujahr, ich kann mich nicht mehr erinnern, waren wir in einem ganz kleinen Ort hoch oben im Gebirge, Sveti Duh, das war an und für sich slowenisch, aber es lebten auch Österreicher dort, auf Deutsch hat der Ort Heiliger [!] Geist geheißen. Dort war eine Kirche, es dürfte eine Wallfahrtskirche gewesen sein. Der Geistliche war so fortschrittlich und so mutig, dass er in seiner Predigt das Hitler-Regime verdammt und den Leuten gesagt hat: ‚Helft den Partisanen!“‘
In Sveti Duh befindet sich ein Gedenkstein für die Partisanen der „Lacko odret“. Die Kirche ist heute ein beliebiges Ausflugsziel für Besucherinnen und Besucher diesseits und jenseits der Grenze.
Literatur: Gert Christian (Hg.), Hl. Geist am Osterberg: Kirche ohne Grenze. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der Pfarrerhebung Sv. Duh na Ostrem vrhu. Leibnitz 1992.
Heinz P. Wassermann, Die Grenze seit 1918, in: Wilhelm Alexander (Hg.), Die Rebenland-Chronik. Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach, Schloßberg. Graz/Leutschach 2004, 311–348. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes DÖW (Hg.), Widerstand und Verfolgung in der Steiermark. ArbeiterInnenbewegung und PartisanInnen 1938–1945. Graz 2019, 472.
Quellen: Der Verlauf der Grenze zwischen Heiligengeist und der Mur, in: Grazer Volksblatt, 25.1.1921 (Morgenblatt), 3. Tod des Pfarrers Jakob Roschmann von Heiligengeist, in: Grazer Volksblatt, 14.6.1934 (Morgenblatt), 3.
Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung