
Obwohl es sich nie versteckt hat, ist das hallstattzeitliche Hügelgräberfeld Buchkogel/N-Hang in der KG Unterhaus, MG Wildon, der offiziellen steierischen Archäologie erst seit den 1980er Jahren bekannt.
Bei einer 2006/07 erfolgten Ausgrabung im Hügel Nr. 4 wurde die Bestattung einer 19- bis 40-jährigen wohlhabenden Frau aus der entwickelten Hallstattzeit (670 bis 600 v. Chr.) nachgewiesen, in deren Grab sich u. a. ein umfangreicher Geschirrsatz aus Keramik befand. Bemerkenswert sind dabei die sich anhand bestimmter Ornamente abzeichnenden Verbindungen in den Raum des südosteuropäischen Basarabi-Komplexes.
Am Nordabhang der Wildoner Buchkogels liegt ein gut erhaltenes hallstattzeitliches Hügelgräberfeld in heute bewaldetem Gelände. Es umfasst insgesamt 18 Tumuli, die sich auf zwei ausgedehnte Terrassen verteilen. Die nördliche, untere Terrasse wird von dem „herrschaftlichen“ Großgrabhügel (Hügel 6) bestimmt, der mit einem Basisdurchmesser von 39 m und einer Höhe von etwa 5 m eindrucksvolle Ausmaße besitzt. Von dessen Nordseite ausgehend, reihen sich entlang der Terrasse acht kleinere Grabhügel (Durchmesser rund 12 m, Höhe rund 2 m) gegen Südwesten auf. Die höher gelegene südliche Terrasse wird von sieben Tumuli mittlerer Größe eingenommen (Durchmesser 18–24 m, Höhe bis zu 3 m).
Tumulus 4
Auf Wunsch der Grundbesitzerin wurde 2006/07 vom Verein Kulturpark Hengist eine archäologische Untersuchung im Hügelgräberfeld Buchkogel/N-Hang durchgeführt. Die Wahl fiel auf den knapp nordwestlich des Großgrabhügels Nr. 6 gelegenen Tumulus 4, der mit einem Basisdurchmesser von etwa 12 m und einer noch erhaltenen Höhe von 0,70 m einen der kleinsten Hügel im Gräberfeld darstellte und sich daher für eine zeitlich und finanziell überschaubare Feststellungsgrabung anbot. Das schon im 19. Jahrhundert von Schatzsuchern gestörte Hügelgrab enthielt eine dezentral situierte, nord-südlich ausgerichtete rechteckige Steinsetzung bzw. Steinkammer mit den Außenmaßen von 3,00 m x 3,50 m, die aus ein bis zwei Lagen großer, vor Ort anstehender Leithakalksteine (0,20 bis 0,40 m) errichtet wurde.
In dieser Kammer konnte das beeindruckende Grabinventar einer 19- bis 40-jährigen Frau gehobener sozialer Stellung aus der entwickelten Hallstattzeit (Ha C2, 670 bis 600 vor Chr.) nachgewiesen werden. Insgesamt liegen 15 in ihrem Erhaltungszustand stark differierende Keramikgefäße vor, die durch ihre außergewöhnliche Qualität bestechen. Besonders auffällig sind zwei Kegelhalsgefäße mit Basarabi-Verzierung; weiters fanden sich ein unverziertes Kegelhalsgefäß mit dornartiger Knubbe auf der Gefäßschulter, eine Situla (Eimer) mit Basarabi-Verzierung, drei Deckel mit rundausgeführten bandförmigen Henkeln, eine Einzugsschale, eine Schale und eine Henkelschale sowie Fragmente von fünf Gefäßen, deren Form vorerst nicht eruierbar ist. Die Trachtbestandteile wurden, wie mehrere Tropfen verschmolzenen Buntmetalls belegen, am Scheiterhaufen mitverbrannt, nur ein kleines Fragment ist eindeutig einer kleinen Kahnfibel zuzuweisen. Bemerkenswert ist ein unverbrannter kleiner bronzener Fleischhaken, wohl ein Importstück aus dem italischen Raum.
Basarabi-Verzierungen
Die beiden Kegelhalsgefäße und die Situla besitzen metallisch glänzende graphitierte Oberflächen und weisen üppigen plastischen Dekor, u. a. mit Spiral- und Hakenmotiven auf. Dadurch zeigen sie eine Nähe zum sogenannten Basarabi-Komplex, dessen kultureller Kernbereich sich im Gebiet der unteren Donau in Oltenien (Kleine Walachei) befand und der bis in den Osthallstattkulturkreis ausstrahlte. Vereinzelte Kontakte nach Südosten sind in der Steiermark bereits für das 8. Jahrhundert v. Chr. zu belegen. Die Impulse aus dem Bereich der Basarabi-Kultur erreichten den Südostalpenraum entlang des für Verkehr und Handel bedeutenden Donau-Save-Drau-Mur-Flusssystems.
Bei den Funden in der Steiermark handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um keine Importstücke, sondern um lokal interpretierte Varianten dieses charakteristischen südosteuropäischen Motivs. Für die Grabgefäße aus dem Tumulus 4 gilt dies definitiv; wir wissen, dass solchen Gefäßen eine gewisse Exklusivität zugrunde lag. Speziell die Situla mit basaraboider Zier verdeutlicht dies, da sie eine einheimisch-ostalpine Eimerform darstellt, die mit aus dem Basarabi-Komplex entlehnten Verzierungselementen dekoriert wurde. Plastisch ausgeführte Muster hingegen sind dem Basarabi-Kulturbereich fremd.
Hallstattzeitliche Vernetzungen
Der Tumulus 4 im Hügelgräberfeld Buchkogel bezeugt einmal mehr die weitreichenden Einflüsse und Verbindungen, die den Fundort Wildon als Zentralort auszeichnen. Bereits für die zeitlich der Hallstattzeit vorangehende spätbronzezeitliche Urnenfelderkultur lassen sich aus den Gräberfeldern rund um den Wildoner Schlossberg zahlreiche Fremdgüter und zum Teil auch die Adaption von Fremdformen an lokal bestehende Traditionen nachweisen. Sie legen eine Einbindung zumindest der Eliten in ein Beziehungsgeflecht nahe, das einerseits Kontakte nach Norden und Süden pflegte, andererseits aber auch mit zeitlich parallelen Kulturphänomenen im Westen und Osten in Verbindung stand und dabei eine vermittelnde Rolle einnahm.
Text: Mag. Dr. Christoph Gutjahr