In Aflenz bei Wagna, unmittelbar östlich der Sulm, befinden sich Höhlen, in denen schon in der römischen Kaiserzeit der anstehende Leithakalk abgebaut wurde. Diese unterirdischen Steinbrüche wurden im zweiten Weltkrieg für die Rüstungsproduktion der Steyr-Daimler-Puch AG adaptiert. Zuvor war im Februar 1944 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen errichtet worden, in dem Häftlinge untergebracht waren, die in den Stollen arbeiteten um diese für die Produktion vorzubereiten. Diese sog. Römerhöhlen sind heute Gedenkstätte und können im Rahmen von Führungen besucht werden.
Gründung des Konzentrationslagers
Im Zuge des 2. Weltkrieges wurde die Verlagerung strategisch wichtiger Rüstungsproduktion ins Unterirdische auch für die Steyr‐Daimler‐Puch AG in Graz notwendig. Dafür wurde der Römerkalksteinbruch bei Aflenz ausgewählt, in dem KZ‐Häftlinge eingesetzt werden sollten. Es wird vermutet, dass der erste Transport von 201 Häftlingen aus dem Konzentrationslager Mauthausen am 8. Februar 1944 stattfand.
Das Lager befand sich auf einer Wiese schräg unterhalb des sog. Römersteinbruchs. Das gesamte Gebiet war Sperrgebiet und wurde auf der Zufahrtsstraße von Wagna vom sogenannten Wächterhaus begrenzt. Zwischen Wächterhaus und KZ‐Außenlager bestand noch ein größeres Arbeitsdienstlager, in dem z. T. auch Zwangsarbeiter/innen interniert waren. Das Stollensystem des Römersteinbruchs umfasst mehrere Stollen mit zahlreichen Eingängen und ist heute zum Teil nach Voranmeldung zugänglich.
Der Höchststand der Häftlinge wurde mit 655 bereits im Juli 1944 verzeichnet. Die Mehrheit der Gefangenen kam aus der Sowjetunion, Polen, Deutschland und Österreich sowie aus Jugoslawien. Die schweren Arbeits- und Lebensbedingungen und Ermordungen führten zum nachweisbaren Tod von zumindest 78 Häftlingen. Die Häftlinge wurden zum Ausbruch des Steinbruchs sowie für den Stollenbau eingesetzt. Nachdem die Produktionsanlagen in den Stollen fertig waren, mussten die Inhaftierten in der Herstellung von Flugzeug‐ und LKW‐Teilen arbeiten. Die Sterblichkeitsrate war besonders beim Ausbau des Stollens hoch. Anfangs wurden die im Außenlager Aflenz verstorbenen Häftlinge zur Kremierung ins Konzentrationslager Mauthausen bzw. nach Graz gebracht, später in einem Massengrab in der Nähe des KZ-Außenlagers Aflenz eingegraben.
Die Auflösung des KZ-Außenlagers erfolgte am 2. April 1945. 467 Häftlinge aus dem Lager in Aflenz‐Leibnitz wurden nach Ebensee überstellt. Das KZ-Außenlager Ebensee erreichten am 18. April 1945 nur 407 Häftlinge. Acht körperschwache Gefangene wurden während des Marschs erschossen, 49 unternahmen am 6. April bei Judenburg einen Fluchtversuch, ein Teil wurde jedoch wieder ergriffen und erschossen.
Gedenken und Erinnern
Nach dem Krieg wurden die Leichen aus dem Massengrab unweit des Lagers auf den Friedhof in Ehrenhausen umgebettet. 1989 wurde eine Gedenktafel bei den Stollen angebracht. Vor dem Bahnhof in Leibnitz wurde ebenfalls ein Denkmal errichtet. 2009 gestalten die Künstler Helmut und Johanna Kandl das erhaltene Wächterhaus zu einem „Denkzeichen“ um. Das ehemalige Lagergelände wird heute landwirtschaftlich genutzt. Das Mauthausen Komitee Wagna/Leibnitz organisiert eine alljährliche Gedenkfeier beim Römersteinbruch.
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Text: Mag. Dr. Bernhard Schrettle