Kategorie: 1. und 2. Weltkrieg

Gedenkkapelle Leutschach

Standort: Pößnitz 163, 8463 Leutschach an der Weinstraße

Die Kapelle erinnert an den monarchischen Widerstandskämpfer Dr. Wolfgang Mayer-Gutenau und die beiden Priester, Dr. Riegler und Anton Zupanic. Mayer-Gutenau wurde am 25. Oktober 1941 in Berlin hingerichtet, die beiden Priester, die ihm bei einem illegalen Grenzübertritt behilflich gewesen waren, wurden erschossen.

Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 begann eine vom Grazer Schriftsteller und Maler Anselm Grand geleitete Gruppe, die aus ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten „Frontmiliz“ bestand und sich „Steirische Freiheitslegion“ nannte, Waffendepots zu schaffen und Verbindung zu Gesinnungsgenossen in anderen Bundesländern und in Jugoslawien zu suchen. Der Informations- und Verbindungsgruppe gehörte der Grazer Journalist Dr. Wolfgang Mayer-Gutenau an. Trotz der Verhaftung führender Personen dieser Gruppe Ende September 1938 blieben Teile der nur lose verbundenen legitimistisch gesinnten Widerstandsgruppe unentdeckt. Eine um Fritz Hohl gebildete Zelle floh nach Zagreb, wo sie in Kontakt mit Abwehroffizieren im französischen Konsulat trat und versuchte, eine „Österreichische Legion“ genannte erste reguläre österreichische Truppe aufzubauen, was nicht gelang. Nachdem Hohl bereits Anfang 1939 in Zagreb festgenommen wurde, übernahm Mayer-Gutenau seine Stelle.

Als der Journalist im März 1940 mithilfe einer Konfidentin an die deutsche Grenze gelockt wurde und bei Pößnitz (Gemeinde Glanz) illegal die Grenze zu überschreiten versuchte, wurde er von Gestapo-Beamten angeschossen und festgenommen. Zwei seiner Wegbegleiter, der slowenische Priester Anton Zupanic und der Münchner Pater Riegler wurden erschossen. Gemeinsam mit einem Gesinnungsgenossen Gerhard Resseguir (Graf de Miremont) wurde Mayer-Gutenau im August 1941 in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet. Mit der Verurteilung weiterer Mitglieder des lose verbundenen Widerstandsnetzes war dieses endgültig zerstört.

Im Jahr 1967 wurde eine Gedenktafel in Oberpößnitz mit folgender Inschrift enthüllt: „Wanderer, besinn Dich und bete ein Vater unser. Hochwürden Anton Zupanic, Pfarrer a. D. St. Georgen. Hochwürden Dr. Riegler, Beneficiat in München. Sie starben durch konzentriertes Feuer der Zoll- und Gestapobeamten, weil sie einem österreichischen Patrioten helfen wollten. Der Patriot Dr. Wolfgang Mayer-Gutenau, geb. 09.02.1907 in Graz, wurde durch dieses Feuer schwer verwundet und fiel nach seiner Genesung am 25. Oktober 1941 in Berlin-Brandenburg durch das Beil des Henkers. Sie sind alle für Osterreichs Freiheit gefallen.“

Literatur: Markus Roschitz, Ing. Alfred Neumann und die Glasfabrik in Wies. Aspekte eines „Arisierungsfalls“, in: Jahrbuch für Mitteleuropäische Studien 2019/2020. Wien/Hamburg 2020, 219–251. Markus Roschitz, Die NSDAP in der Region Schwanberg 1930–1938 (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark; 85). Innsbruck/Wien 2020, 367 und 383–386. Gerfried Schmidt, Gemeindegeschichte von Limberg bei Wies. 3. Teil: Limberg in schweren Stunden. 1914–1955. Wies 2002, 92–93.

Text: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung

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