Kategorie: Hügelgräber

Die „Keltengräber“ von Unterschirka bei Lang

Auf einem Höhenrücken zwischen Lang und Schirka, der auf Höhe der A9-Anschlussstelle Lebring in Blickrichtung Westen gut sichtbar ist, liegt im Wald verborgen ein Gräberfeld. Es ist seit einigen Jahrzehnten bekannt und besteht aus zwölf Hügelgräbern, zwischen denen einige Flachgräber angeordnet sind. Neben einigen Detektorprospektionen wurden in den Jahren 2010 und 2021 archäologische Grabungen durchgeführt.

Lange Zeit wurde vermutet, die Grabhügel seien in der Römerzeit (1.–3. Jahrhundert n. Chr.) errichtet worden. Mittlerweile aber haben Grabungen gezeigt, dass wir es mit einem Gräberfeld zu tun haben, das zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. angelegt wurde. Diese Zeitspanne wird gemeinhin als Keltenzeit, Latènezeit oder jüngere Eisenzeit bezeichnet.

Bei den Grabungen 2010 wurden vier Flachgräber geborgen und drei weitere festgestellt. Flachgrab 1 beinhaltete ein Schwert, eine Lanzenspitze, einen Schildbuckel sowie eine Gürtelkette und eine Drahtfibel, alle Objekte aus Eisen. Grab 4 zeigte neben Leichenbrand eine eiserne, achterförmig geflochtene Gürtelkette; es handelt sich möglicherweise um ein Frauengrab. Knapp anschließend wurde die Urnenbestattung 5 festgestellt.
Flachgrab 6 bestand aus zwei Leichenbrandkonzentrationen. Bei der ersten fanden sich ein Messer mit Schleifstein sowie zwei eiserne Fibeln als Beigaben, bei der zweiten eine Gürtelkette. Bei allen angeführten Gräbern gehen wir von einer Datierung in die Stufe LT C1 (mittleres 3. Jh. v. Chr.) aus.

Bei den Grabungen 2021 wurde das erste latènezeitliche Wagengrab aus der Steiermark nachgeprüft, das bereits in den 1970er Jahren geborgen wurde und in das frühe bis mittlere 3. Jh. v. Chr. (LT B2/C1) datiert. Bei dieser Form der Bestattung wurden einem Krieger Teile seines Streitwagens, etwa die Radreifen oder die Trensen, als Beigabe ins Grab gelegt.

Im Rahmen der Grabung 2021 wurde Hügel 9 erforscht, um Aufschluss über die Grabhügel zu erhalten. Im Außenbereich des Hügels wurden drei Bestattungen freigelegt, obwohl nur eine zentrale Bestattung erwartet worden war. Damit ist Hügel 9 aus dem Gräberfeld von Lang der bisher einzige latènezeitliche Grabhügel Südösterreichs, der außerdem die Besonderheit besitzt, insgesamt vier Bestattungen zu beherbergen.

Bestattung 1 besteht aus einem Keramikgefäß mit Schulterwulstverzierung, in welchem sich noch zumindest ein Metallfund befindet. Knapp südlich davon schließt Bestattung 2 an. Diese umfasst eine keramische Urne und eine darauf kopfüber situierte Schale, in deren Innerem ein Ösengriffmesser sowie ein weiteres Metallobjekt zusammen mit dem Leichenbrand verwahrt wird. Beide Gräber können in die ausgeprägte Frühlatènezeit (LT B2, frühes 3. Jh. v. Chr.) datiert werden.
Das dritte peripher liegende Grab mit rechteckiger Grabgrube erscheint deshalb bemerkenswert, weil darin Brandschutt vom Scheiterhaufen sowie eine Vielzahl an Gefäßkeramikbruchstücken deponiert waren, zwischen denen einige auffallende Metallobjekte zum Vorschein kamen, darunter ein gedrehter Drahtarmeif aus Silber, ein silberner Fingerring – beide die ersten ihrer Art in der Steiermark –, mehrere Bruchstücke eines noch nicht identifizierten Bronzeobjektes sowie zwei Fibeln. Dabei handelt es sich um eine Fibel mit scheibenförmiger Fußzier vom Typ Münsingen, deren Scheibe wohl mit einer Korallenauflage verziert war, und um ein Objekt mit Fußzier in Form einer Eichel mit einer Schale aus Eisen und einer Einlage, die ebenfalls aus Koralle gefertigt worden sein dürfte. Funde dieser Art waren in der Steiermark bisher nicht bekannt.
Neben den Metallfunden konnte ein bemerkenswertes Keramikobjekt in keltischer Zierform geborgen werden.

Text: Mag. Florian Mauthner

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